Gewalt in der Partnerschaft ist keine Privatangelegenheit. Sie ist ein gesellschaftliches Phänomen und muss politisch bekämpft werden. Ein Kommentar.
Die Französinnen haben es vorgemacht: Mit Plakatkampagnen, auf Podien, auf der Straße und in den Medien haben sie in den vergangenen Monaten nicht nur in Paris dafür gesorgt, dass niemand mehr Augen und Ohren verschließen kann. Niemand kann mehr behaupten, er habe nicht gewusst, wie viele Frauen von ihren Ehemännern oder Ex-Partnern erschlagen, erstochen, erschossen werden; wie viele bedroht, wie viele mit physischer oder psychischer Gewalt in den Suizid getrieben werden.
Der Aufschrei hat gewirkt. Ein Runder Tisch hat Vorschläge erarbeitet, Frankreichs Regierung am Montag eine Reihe von konkreten Schritten bekannt gegeben. Jetzt sollen Gesetze verschärft werden, damit psychische Gewalt künftig bestraft werden kann. Die ärztliche Schweigepflicht wird gelockert und die Polizei so ausgebildet, dass sie die Gefahr für betroffene Frauen künftig besser einschätzen und bewerten kann. Frauen werden ernst genommen in ihrer Not.
Außerdem will die französische Staatssekretärin für Gleichstellung, Marlène Schiappa, „Männerhäuser“ einrichten, damit es endlich nicht mehr die Frauen sind, die auf der Flucht vor dem gewalttätigen Partner aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen müssen.
Gegen diesen wuchtigen Aktionsplan nimmt sich die Ankündigung von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), perspektivisch für Betroffene einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus zu schaffen, eher bescheiden aus.
Es kann sein, das Frankreich einfach diesen einen Schritt weiter ist, weil die Zahl der gequälten und getöteten Frauen, gemessen an der Bevölkerungszahl, dort noch höher ist als bei uns.
Doch ob hier oder im Nachbarland - alle konkreten Schritte, die Misere zu beseitigen, sind gut. Das Wichtigste aber ist: Das Thema ist angekommen. So deutlich wie an diesem 25. November, dem internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, war seine alarmierende Dimension bisher nicht präsent.
Auf den Punkt gebracht heißt das: Gewalt in der Partnerschaft ist keine Privatangelegenheit. Sie ist ein gesellschaftliches Phänomen und muss politisch bekämpft werden. Dass dieses Bewusstsein jetzt in den Köpfen ankommt, macht Hoffnung an diesem Tag.